Nallely García ist eine mexikanische audiovisuelle Schöpferin, die verschiedene künstlerische Techniken wie Film, Zeichnung und Design kombiniert. Ihr Hauptaugenmerk lag in den letzten Jahren auf sozialen Themen wie Geschlechtergleichheit, Rassismus und Feminiziden. Ihre persönlichsten Recherchen konzentrieren sich auf Weiblichkeit und die verlorene Geschichte der Frauen. Derzeit lebt sie in Deutschland, nachdem sie zwei Jahre in Frankreich verbracht hat.
Nallely García es una creadora audiovisual mexicana, que combina diversas técnicas artísticas como el cine, el dibujo y el diseño. Su enfoque principal en los últimos años ha estado en temas sociales como la igualdad de género, el racismo y los feminicidios. Sus búsquedas más personales se centran en la feminidad y la historia perdida de las mujeres. Actualmente reside en Alemania después de pasar dos años en Francia.
URBAN BODIES PROJECT – MEXIKO-STADT
Konzept und Choreografie: Yolanda Gutiérrez
Mit und von: Aime Irasema Sánchez, Jorge Guillén, Zurisadai Gonzaléz Fuentes
Dramaturgie: Antonio Salinas, Audiodesign: ALTOPARLANTE
Kostüme: Andrea Arrieta, Fotos: Akaash Mora Sahota
Das Projekt wurde durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg und die Gastspielförderung (Dachverband darstellende Künste-Hamburg) gefördert.
Yolanda Gutiérrez, in Mexiko geboren, ist eine in Hamburg lebende Choreografin, Videokünstlerin, Kuratorin und Produzentin. Ihre Projekte wurden bisher auf Internationalen Festivals gezeigt. Sie arbeitet mit Tänzer*innen, Schauspieler*innen, Wrestler*innen, Musiker*innen, DJs, Komponist*innen, Laien, Schüler*innen, Kostümbildner*innen und Bühnenbilder*innen aus Europa, Asien, Lateinamerika, den USA und Afrika.
Seit 2017 choreographiert sie regelmäßig dekolonisierende Audiowalks mit Tanzinterventionen, die unter den Titeln URBAN BODIES PROJECT oder DECOLONYICITES aufgeführt werden. Ihre neu gegründete Plattform SHAPE THE FUTURE produziert diese Projekte. Ein Fokus ihrer Arbeit ist die Frage, welche politische Rolle der Körper in der Kunst übernimmt, und wie aus einer künstlerischen Bewegung eine politische werden kann.
Im Oktober 2022 zeigte sie ihr fünftes Projekt dieser Art in Mexiko-Stadt im Rahmen des Internationalen Festivals „Teatro en tu Barrio“. Dabei hat sie über die unterschiedlichen Biographien der Akteur*innen Themen behandelt wie: die koloniale Vergangenheit Mexikos, Dekolonisierung, die fehlende Präsenz von weiblichen Figuren im öffentlichen Raum, der Begriff Männlichkeit in der mexikanischen Gesellschaft, Identität, Mestizaje und vieles mehr. Mittels Audiodesign, Tanz, Musik, historischen Fakten und der eigenen Biographie behandelt sie aktuelle Themen, die heute die mexikanische Gesellschaft interessieren. Die Vergangenheit wird durch die Körper in die Gegenwart gebracht, die Erinnerungen im Körper werden erweckt. Eine eigene Reflexion der Zuschauer*innen findet statt auf einer künstlerischen Basis, die aber die Verbindung zu aktuellen Themen in Mexiko nicht außer Acht lässt. Diese stehen in enger Verbindung mit dem Symposium „Migrantischer Feminismus“. Ein feministischer Kampf findet überall statt.
Gewalt als globales Phänomen
Familien, die Opfer einer Gewalttat oder eines Feminizides geworden sind, sehen sich zahlreichen Schwierigkeiten ausgesetzt, wenn es darum geht, Gerechtigkeit zu erlangen: langwierige bürokratische Verfahren, Verweigerung des Zugangs zu den Ermittlungsakten, übermäßig lange Wartezeiten, Nachlässigkeit, Misshandlung, mangelndes Interesse, Korruption, Unterlassungen seitens der zuständigen Institutionen. In den meisten Fällen müssen die Familien aufgrund der mangelnden Unterstützung durch Institutionen die Kosten für private Ermittlungen, Gutachten und Reisekosten selbst übernehmen.
Hinzu kommt, dass psychische Traumata meist unbehandelt bleiben und deren emotionale Folgen mit einer kumulativen Wirkung die Lebensqualität der Betroffenen negativ beeinträchtigen.
In vielen Elternhäusern auf der ganzen Welt werden Kinder mit Gewalt erzogen. Diese Verhaltensweisen werden über Generationen hinweg vererbt und bilden so einen Teufelskreis (Circulus vitiosus) von körperlicher, emotionaler oder verbaler Gewalt, die zu Depressionen und schwersten psychischen Traumata und den daraus resultierenden Aus- und Nachwirkungen führt. Diese Erfahrungen können sich in zwei Richtungen entwickeln, die Betroffenen werden entweder zu potenziellen Aggressoren oder zu Opfern! Beide, Aggressoren und Opfer, wachsen mit intensiven Traumata auf, wobei sie diese oft selbst nicht erkennen,
wenn sie keine Hilfe erhalten.
Die Fotografin Patricia Lopez meint, dass Gewalt heute eine Dimension erreicht hat, die Individuen, Gruppen, Gesellschaften, Institutionen und Regierungen radikal verändert. Gewalt kontaminiert alles! Gewalt erzeugt Ohnmacht, Wut, Ärger, Sorgen, Groll, Angst, Traurigkeit, Schmerz und provoziert stille Gewalt, die unsere Freiheit einschränkt, ohne dass wir es merken.
Wie kann dieser immerwährende Kreislauf von Gewalt durchbrochen werden? Darüber
müssen wir nachdenken und nicht vergessen, dass in unseren Städten die Kinder früher
alleine spielen gehen konnten, ohne Angst haben zu müssen.
Gewalt ist uns allen nichts Fremdes!
Auch wenn es in den letzten Jahren starke Bemühungen gegen Gewalt gibt, sagt die Aktivistin, dass Gewalt uns alle betrifft und jede Person die Pflicht hat, alles zu unternehmen, damit Gewalt beendet wird. Die Bemühungen gegen Gewalt sollten nicht individuelle Anstrengungen der Familien der Opfer sein, sondern sie müssten Ausdruck einer kollektiven Aufgabe sein, die wir als Gesellschaft nicht ignorieren können. Wir als Gemeinschaft müssen Verantwortung übernehmen und Druck auf die Institutionen und Regierungen ausüben, die gegenüber den diversen Aspekten der Gewalt immun und vergesslich zu sein scheinen.
Die Fotoserie von Patricia Lopez versucht, die Folgen und Traumata darzustellen, die oft unsichtbar bleiben. Diese „alltäglichen Situationen“ des vernachlässigten und stillen Leids, dem in den meisten Fällen nicht die Aufmerksamkeit und Hilfe zuteil wird, die zur Heilung und zum Durchbrechen des Kreislaufs der Gewalt erforderlich wären, stehen im Mittelpunkt ihres künstlerischen Schaffens. Jedes Foto wurde nach Gesprächen mit Familienmitgliedern und Verwandten eines Opfers von Frauenmorden erstellt, die über die Traumata oder Nachwirkungen berichteten, die sie zu diesen verschiedenen Szenen geführt haben.
Die Männer, Frauen, Jugendlichen und Kinder, die mit ihren Familien auf diesen Fotos zu sehen sind, sind Menschen, die in ihrem Leben noch nicht direkt um Gerechtigkeit für einen Feminizid kämpfen mussten, sich aber verpflichtet fühlen, sich diesem Kampf von ihrem Wohnort aus anzuschließen, um Druck auf die Behörden auszuüben, damit sie sich engagieren und mehr Aufmerksamkeit darauf richten, diese bedauerliche Realität, die wir alle erleben, zu verändern.
Azucena Sánchez ist eine visuelle Künstlerin aus Mexiko-Stadt. Sie lebt und arbeitet derzeit in Deutschland. Ihre künstlerische Praxis konzentriert sich auf die Schnittstelle von Leben, Wissenschaft und Technologie. Ihre Arbeiten waren Teil internationaler Gruppenausstellungen in Berlin, Linz, Österreich, und Mexiko-Stadt. Sie sieht die Natur als ihre Hauptinspiration und glaubt an eine kollaborative Beziehung zwischen lebenden und nichtlebenden Organismen, um neue Formen der Infrastruktur und Resilienz
gegenüber ökologischen und sozialen Krisen zu schaffen.
Die Künstlerin verkörpert und betrachtet die Natur als mächtige und chaotische Entität, deren Zeitlichkeit und Stimme anerkannt werden sollten. So wie die Natur gedeihen auch die Frauen. Sie fordert dazu auf, Frauenstimmen in sozialen Krisen ernst zu nehmen, um die Welt zu verändern und zu überdenken.
In der Gruppenausstellung „Mexiko in München“ plant sie die Präsentation von „Narco Cultivos“ und Collagen, die Mexikos soziopolitisches Panorama und die unterschiedlichen Realitäten eines Landes, das von Gewalt und Tod beherrscht wird, reflektieren. „Narco Cultivos“ (2016) behandelt organisierte Kriminalität und Drogenhandel und wirft Fragen zur Glaubwürdigkeit der Medien auf. Das Kunstwerk ermutigt zur Auseinandersetzung mit den Folgen der organisierten Kriminalität, von allgegenwärtiger Gewalt über Korruption bis hin zu geschlechtsspezifischer Gewalt, die besonders vulnerable Frauen betrifft.
Narco Cultivos ist ein achtminütiges Zeitraffervideo, das in Zusammenarbeit mit Physarum polycephalum erstellt wurde und als Metapher für den gewalttätigen und kriminellen Kontext Mexikos dient. Die Bewegung von Physarum symbolisiert die primitiven Dynamiken der Macht, die besonders Frauen in prekären Verhältnissen betreffen. Sie leiden unter Missbrauch, Drogenkonsum, Gewalt und sogar Familienzerfall aufgrund des Drogenhandels in Mexiko. Der sogenannte „Krieg gegen Drogen“ hat geschlechtsspezifische Gewalt und Feminizide verstärkt. Es wird geschätzt, dass zwischen 2019 und 2022 mehr als 15.000 Frauen aufgrund ihres Geschlechtsstatus gestorben sind. Die Daten sind jedoch aufgrund von Korruption und Unsicherheit seitens der mexikanischen Regierung nicht zuverlässig. Regierungsquellen sind nicht vertrauenswürdig, und jede Medienorganisation oder jeder Journalist, der versucht, eine Untersuchung durchzuführen, wird verfolgt, ins Exil geschickt oder sogar getötet.
Dieses Werk visualisiert die Gewalt, den Tod und die Zerstörung, die Mexikaner täglich erleben und irgendwie assimiliert haben. Physarum polycephalum ernährt sich von Mikroorganismen und zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, Labyrinthe zu lösen. Der Organismus wurde auf einer 3D-Karte Mexikos platziert, wobei wichtige Städte mit Hafer markiert wurden. Die Bewegung von Physarum wurde über acht Tage dokumentiert, wobei täglich Hafer in bestimmten Städten platziert wurde. Hafer symbolisiert Macht. Das Verhalten des Organismus gibt Einblick in mögliche Szenarien bei Angriffen auf Drogenkartelle.
Narco Cultivos visualisiert die tägliche Gewalt und Zerstörung in Mexiko und wirft Licht auf die Unsicherheiten der Bevölkerung. Es ist nicht nur eine künstlerische Erkundung, sondern auch ein Kommentar zu den komplexen Realitäten des Landes, die insbesondere Frauen unter den patriarchalen und machistischen Idealen der Narco-Kultur betreffen.
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