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Antifeminismus – Alice im Sissi-Land

27 November|18:30 - 21:00
Andreas Kemper und Dr. Coruina Toledo Portraits

Impulsvortrag mit Diskussion

Antifeminismus – Alice im Sissi-Land

Frauen in rechtsextremen Ideologien und Parteien
Datum Donnerstag 27. November 2025
Uhrzeit 18.30 – 21.00 Uhr
Ort Bellevue di Monaco, Müllerstr.2, 80469 München, EG-Saal
Moderation und Leitung  Dr. Corina Toledo
Referent Dr. Andreas Kemper
Wir danken dem Sozialreferat der Stadt München für die finanzielle Förderung wie auch dem House of Ressource München und dem Bellevue di Monaco für ihre großzügige Unterstützung.
Antifeminismus stellt eine zentrale ideologische Ressource im Rechtsextremismus dar und fungiert als Brückenideologie, die Anschlussfähigkeit zu konservativen Milieus herstellt. Er geht über die Ablehnung von Geschlechtergleichstellung hinaus und richtet sich gegen zentrale Prinzipien einer offenen, pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Antifeministische Diskurse beruhen auf einem essentialistischen Geschlechterverständnis, das soziale Rollen naturalisiert und die Konstruktion von Geschlecht leugnet. In diesem Kontext wird die „traditionelle Familie“ als vermeintlich naturgegebene gesellschaftliche Ordnung stilisiert, während Gleichstellungspolitiken und feministische Bewegungen als Bedrohung für diese Ordnung inszeniert werden.
Diese Narrative sind Teil eines anti-egalitären Projekts, das auf die Re-Traditionalisierung gesellschaftlicher Strukturen zielt. Dabei geht es um die Konstruktion eines Feindbildes (Othering), das dazu dient, progressive Werte als Ausdruck einer „verderbten Moderne“ zu diskreditieren. Zum anderen ermöglichen die Narrative die symbolische Selbstverortung rechtsextremer Akteure als „Verteidiger“ einer vermeintlich bedrohten hegemonialen Ordnung.
Antifeminismus fungiert somit als Mobilisierungsressource, die massive bestehende Unsicherheiten und Krisenerfahrungen (z. B. im Kontext von Globalisierung, Migration oder sozialem Wandel) politisch deutbar macht. Diese ideologische Ressource und Narrative setzen auch auf Emotionalisierung, Moralisierung und Angstproduktion, was wiederum wesentlich zur Radikalisierung der Anhängerschaft beiträgt. Gleichzeitig stabilisiert dieses Narrativ rechtsextreme Weltbilder, indem es Geschlechterverhältnisse als zentralen Bezugspunkt einer autoritär-nationalistischen Gesellschaftsordnung darstellt.
Es mag widersprüchlich erscheinen, dass Frauen sich antifeministisch, also gegen die Interessen von Frauen engagieren. Betrachten wir die Namen der antifeministischen Akteurinnen etwas genauer, fällt auf, dass viele aus dem Adel stammen: Gloria von Thurn und Taxis, Beatrix von Storch, Hedwig von Beverfoerde… Sie definieren, was die Position der Frau in der traditionellen Familie ist, kommen aber aus Kaiserin-Sissi-Familien, in denen Bedienstete für Care Arbeit zuständig waren. Und auch Birgit Kelles Ehemann spielt mit dem Begriff des „Ritters“.
Der Fachreferent Andreas Kemper möchte in diesem Impulsvortrag daher den Schwerpunkt auf die Rolle der Adelsfamilien in Deutschland setzen: Er wird die Wirkmächtigkeit von Adelsfamilien im modernen Antifeminismus beleuchten und Fragen von Klasse und Geschlecht diskutieren, um Internet-Phänomene wie „Tradwives“ –Traditionelle (Haus-)Frauen – erklären zu können.

Referent

Porträt eines bärtigen Mannes im Parka
Dr. Andreras Kemper
Dr. Andreas Kemper ist freischaffender Soziologe und Publizist. Er forscht zu Klassismus (Bildungsbenachteiligung von Arbeiterkindern), Faschismus, Rechts“libertarismus“ und Antifeminismus. Seine Recherchen zu Björn Höcke führten zu Amtsenthebungs- und Parteiausschlussverfahren aus der AfD.

 

Portraet-Marion-Kiechle
Dr. Corina Toledo
Die erste Vorsitzende und Gründerin von frau-kunst-politik ist nicht erst seit ihrer politikwissenschaftlichen Promotion begeistert von feministischen Themen. Auf eine Diskussion zur Widersprüchlichkeit im Handeln rechtsextremer Frauen, freut sie sich sehr. 
Dr. Kempers Recherchen haben das offengelegt, was längst offensichtlich ist: Höcke ist kein Ausrutscher in der AfD – er ist ihr ideologischer Kern. Und genau deshalb dürfen wir nicht nachlassen, diese Entwicklung klar zu benennen und uns ihr entgegenzustellen.
Obwohl mehrfach verurteilt – zuletzt wegen der Verwendung einer verbotenen Nazi-Parole („Alles für Deutschland“) – und als gesichert rechtsextremistisch eingestuft führt er weiterhin die AfD Thüringen, und bei der Landtagswahl 2024 wurde seine Partei dort mit rund 33 Prozent stärkste Kraft. Sein Einfluss auf die AfD, besonders im Osten, wächst weiter. Der Mann, der das Grundgesetz offen infrage stellt, prägt längst den Ton einer Partei, die in Teilen kaum noch als demokratisch bezeichnet werden kann.

Gefördert von

Mit größzügiger Unterstützung von

Details

  • Datum: 27 November
  • Zeit:
    18:30 - 21:00
  • Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

  • Bellevue di Monaco, Müllerstr. 2, 80469 München
  • Müllerstr. 2
    München, 80469 Germany
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